Wer eine Leopardgeckozucht aufbauen möchte, sollte sich vorher intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen.
Dazu gibt es reichlich Fachliteratur, die jedoch wirklich FACHliteratur ist. Ein Neuling kann damit wenig anfangen.
Besser ist es, zuerst auf Internetseiten zu recherchieren und sich von professionellen Züchtern alles Nötige dafür erklären lassen.
Das Buch ist dann eher Folgeliteratur für den tieferen Einstieg aber dennoch Pflichtlektüre.
Wichtig ist sich wirklich intensiv mit dem Thema auseinander zu setzen. Man muss wissen was man tut, was man in jeder Situation zu tun hat und was auf einen zukommt. Natürlich lernt man viel
aus Erfahrung und Fehlern aber diese gilt es zu vermeiden, was ich hiermit hoffentlich schaffe.
Trifft hier nur eines auf euch zu, streicht bitte den Zuchtgedanken. Es macht einfach keinen Sinn so zu züchten.
Eine Zucht kostet Geld, Zeit, Platz und erfordert Wissen das ein Anfänger noch nicht haben kann.
Diese Berechnung hat zu Grundlage: 1.3 Zuchttiere, Je Weibchen 6 Gelege, 36 Eier gesamt
Einmalige Anschaffungskosten:
Zuchttiere: 120,00 - tausende Euro für 1 Zuchtgruppe (1 Männchen und 2-3 Weibchen) je nach gewünschter Farbform
Quarantäne Utensilien Zuchttiere: 40,00 Euro
Inkubator: 60,00 - 80,00 Euro gebraucht, 120,00 - 160,00 Euro Neu
Rack für Jungtiere von 3 Weibchen: 200 - 450,00 Euro (inkl. Heizung, Boxen, Einrichtung)
Alternativ kleine Terrarien für je 2-4 Tiere: 40,00 Euro je Stück zzgl. Technik, Einrichtung usw.
Thermo Control: 50,00 Euro (Steuergerät zur gleichmäßigen Wärmeerzeugung im Rack)
Kryptosporidien PCR Test: 60,00 Euro/ Tier (2-3x empfohlen)
Gesamt= 1920,00 Euro aufwärts
Kosten pro Zuchtsaison/ Jahr:
Brutsubstrat und Brutbehälter: 15,00 Euro/ Saison
Homepage: 0,00 - 60,00 Euro/ Jahr
Strom Rack: ca. 180,00 Euro/ Jahr für o.g. Rackhaltung (bei 0,28€/kWh, 160 Watt, Betrieb 12 Stunden/ Tag)
Strom Terrarium Jungtiere: ca. 360,00 Euro/ Jahr (für 8 kleine Terrarien mit 40Watt Technik)
Strom Terrarium Zuchttiere: ca. 150,00 Euro/ Jahr (für 1 Terrarium 150x60x60cm)
Kotprobenuntersuchung der Zuchttiere + Jungtiere: 120,00 Euro (4 x 2 Einzelproben Zuchttiere, 1 Sammelprobe Jungtiere)
Kryptosporidien PCR der Jungtiere: 60,00 Euro (Sammelprobe einmalig)
Medikamente: 40,00 Euro pauschal
Gesamt= 565,00 - 805,00 Euro
Zusätzliche monatliche Kosten:
Desinfektionsmittel: 10,00 Euro/ Monat
Zewa/ Küchenrolle: 6,00 Euro (3 Rollen/ Woche)
Futterinsekten: 20,00 - 50,00 Euro/ Woche (10 Dosen Heimchen, 20 Dosen Heuschrecken,...)
Futterzusätze: 5,00 Euro pauschal
Wasser: 20,00 Euro pauschal
Gesamt= 61,00 - 91,00 Euro
Gesamtkosten pro Jahr*:
1297,00 - 1897,00 Euro (*Wenn alle Jungtiere 1 Jahr behalten werden)
Zeitaufwand:
2 Stunden pro Tag/ 14 Stunden pro Woche/ 56 Stunden pro Monat/ 672 Stunden pro Jahr = 28 Tage/ Jahr
Mögliche Mehrkosten:
Hemipenisvorfall Männchen: 70,00 - 120,00 Euro
Legenot OP Weibchen: 200,00 - 300,00 Euro
Vermeidung der Legenot OP: 50,00 - 100,00 Euro
Einschläfern Gecko: 50,00 - 100,00 Euro
Sonstige Tierarztbesuche: 30,00 Euro aufwärts
Neues Zuchttier: 30,00 Euro aufwärts
Börsenverkauf: ca. 30,00 Euro/ Börse
Um es kurz und schmerzlos zu machen....
Berechnungsgrundlage: 36 Eier, 34 geschlüpfte Jungtiere, 2 Ausfall
Pro Jungtier 30,00 - 120,00 Euro = Einnahme von 1020,00 - 4080,00 Euro/ Jahr
Nach oben keine Grenzen, da sich der Preis der Jungtiere nach der Farbform richtet.
Bei Zucht mit 1.3 Tieren einer ganz normalen Farbform mit einem Tierwert von ca. 100,00 Euro im Schnitt, habt ihr die Kosten nach 1-2 Jahren wieder ausgeglichen.
Um realistisch zu bleiben, verdient ist danach trotzdem nichts, da man sich ständig neue Zuchttiere kauft, etwa alle 3 Jahre die Einrichtung erneuert und Strom-/ Wasserkosten ständig steigen. Man
gibt das Geld einfach immer wieder für die Tiere aus...
Übrigens: Ein 30,00 Euro Wildtyp Jungtier verbraucht genauso viel Versorgungskosten wie ein 700 Euro Lemon Frost oder ein 1000 Euro Black Pearl.
Je hochwertiger die Zuchttiere, desto mehr ist an der Zucht verdient und es bleibt wirklich etwas über.
Großzüchter mit Zucht als Hauptberuf wird bei uns in Deutschland trotzdem keiner. Dafür reicht die Nachfrage einfach nicht aus.
PS: Sobald mit der Zucht etwas verdient ist ist das Finanzamt nicht weit. Gewerbeanmeldung ist dann Pflicht.
Leopardgeckos sind nicht meldepflichtig, da sie nicht unter das Artenschutzgesetz fallen.
Es müssen auch keine Herkunftsnachweise mitgegeben werden, ist aber ratsam.
Wenn ihr eure Nachzuchten auf öffentlichen Seiten zum Verkauf anbietet, solltet ihr euch darüber im Klaren sein, dass euch jederzeit jemand beim Finanzamt oder auch beim Arbeitsamt melden kann.
Es gibt genug Neider in der Szene und wenn es passiert, ist es meist schon zu spät.
Bezieht ihr ALG 2 vermeidet bitte eure Zucht online zu stellen oder Tiere anzubieten. Hier ist das Amt schnell mit einer Sperre samt Prüfung der Vermögensverhältnisse. Natürlich könnt ihr die
Zucht beim Arbeitsamt bzw. beim Sozialamt melden wenn ihr ALG bezieht. In Folge müsst die Einnahmen offen legen und dafür benötigt ihr eine Gewinn- und Verlustrechnung (GuV).
Natürlich muss die GuV nicht so ausführlich sein wie es im Handel betrieben wird. Es reicht die Ausgaben, den Einnahmen gegenüber zu stellen.
Was habe ich ausgegeben und was habe ich eingenommen.
Das Finanzamt ist ein anderer Part. Wenn ihr züchtet und verkauft, betreibt ihr ein Gewerbe und das ist meldepflichtig. In der Regel sind wir Kleinunternehmer, auch wenn wir die Freigrenze mit
17.500 Euro Jahresumsatz nie erreichen werden.
Wir Reptilienzüchter bewegen uns jedoch auf 2 Schwellengraden, die eine gewerbliche Anmeldung unnötig machen.
1. Die Tierzucht gehört jedoch zur Urproduktion und ist damit nicht meldepflichtig.
2. Wir betreiben Liebhaberei. Das ist die Zucht aus persönlichen Gründen ohne Gewinnerzielungsabsicht. (Zucht zur Deckung der Kosten des Hobbys.)
Aber aufgepasst! Es gibt so eine magische Schwelle von 4000-6000 Euro wo das Finanzamt langsam genauer hinsieht. Die kann man durchaus erreichen wenn man höherpreisige Tiere züchtet.
Wer sichergehen möchte, meldet das Kleinunternehmen beim Finanzamt an, gibt 1 Jahr seine Steuererklärung mit GuV (Gewinn- und Verlustrechnung) ab, beruft sich dabei auf Liebhaberei bzw.
Urproduktion und das Finanzamt hinterlegt das im System. Dann seid ihr gemeldet, müsst euch aber nicht mehr rechtfertigen oder die Einkommensteuer für das Unternehmen abgeben.
Anmerkung: Wenn es die Ämter wissen, kann euch nichts passieren wenn euch einer meldet. Macht euch das Leben also nicht unnötig schwer.
Wenn ihr jetzt den Plan zu züchten noch nicht abgeschworen habt dann lasst uns loslegen. Gerne werde ich euch alles dafür beibringen :-)
Wer züchten will, sollte auch wissen was er tut und dafür gehört sich zumindest genetisches Grundwissen.
Ihr müsste keine Fachleute sein aber ein wenig wird schon erwartet. Wenn der Käufer eurer Nachzuchten später Fragen hat, solltet ihr diese schon beantworten können.
Der Genetik habe ich eine extra Seite gewidmet. Ihr findet diese an nächste Stelle oder einfach HIER klicken :-)
Leider passiert es gerade Anfängern immer dass Tiere gekauft werden die einem gefallen, die aber als Zuchtgruppe nicht zusammenpassen wenn man später Zuchtgedanken hegt.
Ein Beispiel ist: Tremper Albino Männchen, Bell Albino Weibchen. Oder man besitzt ein Wildtyp Männchen und mehrere Weibchen einer nicht dominanten Farbform. Hiermit kann man nicht züchten weil es
einfach keinen Sinn macht. Bell x Tremper oder Rainwater ist ein No Go für die Verpaarung und beim Zweiten erhält man nur Wildtyp Jungtiere.
Fragt euch bitte an dieser Stelle was werde ich als Züchter am Besten los?
Das sind definitiv keine 30 Jungtiere ein und der selben Farbform!
Die Art der Nachfrage hat sich in den letzten 10 Jahren massiv gewandelt.
Früher wollte jeder Wildtypen, Mack Snow und Hypo Tangerine. Preisbereiche bis 70 Euro waren für Anfänger normal. 120-150 Euro waren Ausnahmen die sich nur wenige leisten konnten und teure
Farbformen über 200 waren alleine etwas für Züchter.
Heute kaufen sich Anfänger teure Tiere mit außergewöhnlicher Farbe von namhaften Züchtern und fahren dafür hunderte Kilometer weit.
Das geht sogar soweit, dass vom Urzüchter der gewünschten Farbform gekauft wird, auch wenn dieser in Frankreich, Amerika oder England sitzt.
Solche Anfänger- Züchter haben sich natürlich vorbildlich informiert und werden irgendwo auch Erfolg damit haben.
Ein nur geringer Teil der Zuchtanfänger sind die Zoohandelskunden die sich mangels korrekter Information Männchen + Weibchen gekauft haben die sich natürlich paaren. Die Eier wollen nicht
weggeworfen werden und so brütet man sie im Terrarium dahin und bekommt die Nachzuchten nicht los, weil alles Männchen sind.
Der Rest der Anfänger-Züchter sind Kunden von Züchtern, die sich bei Anschaffung schon Gedanken über die Gruppenzusammenstellung machen, damit für eine spätere Zucht alles passt. Hier ist
natürlich eine gute Beratung vorausgesetzt.
So beginnt ihr erfolgreich:
Anfangen könnt ihr mit einer reinen Weibchengruppe. In der Regel werden Jungtiere aus dem aktuellen Zuchtjahr gekauft und die benötigen 2 Jahre und ca. 50g Gewicht für eine Verpaarung. Dies
verschafft euch den Vorteil, dass ihr Wissen sammeln könnt bis ihr tatsächlich mit der Zucht beginnt.
Das Männchen könnt ihr im späteren Verlauf noch dazu erwerben oder adult kaufen wenn die Weibchen soweit sind. Oft bekommt man aussortierte Zuchtmännchen von hoher Qualität bei Züchtern und muss
so nicht warten bis es alt genug ist.
Anmerkung: Das Männchen ist in der Regel der Schlüssel zum Erfolg denn seine Gene sind entscheidend über die Qualität der Jungtiere.
Entscheidet euch bei Anschaffung bitte für die getrennte Haltung von Männchen und Weibchen.
Das Männchen wird seine Damen während der Paarungszeit massiv bedrängen und wochenlang mehrfach pro Tag besteigen. Das ist Stress pur für die Weibchen und fördert nur eine Legenot, Schwanzabwurf
oder Verletzungen.
Anmerkung: Manche Weibchen sind territorial und aggressiv zu anderen Weibchen. Das kann sich durch eine Haltung mit Männchen legen. Das ist aber auch der einzige Grund für eine
Gruppenhaltung.
Für die getrennte Haltung spricht nicht nur der Stressfaktor, sondern auch dass ihr die Weibchen alle zusammen in einem Terrarium halten könnt.
Für die Verpaarung entnimmt man das gewünschte Weibchen und setzt es in das Terrarium des Männchens bis die Paarung vorüber ist.
So benötigt ihr keine 3 Weibchen zu einem Männchen und könnt vielseitiger züchten. z.B. 3 Männchen unterschiedlicher Farbform und je 1 passendes Weibchen dazu.
Für die Männchen (Einzelhaltung) reicht jeweils ein Terrarium mit 80/100x50x50cm, die Weibchen haltet ihr nach Bedarf einzeln oder in Gruppen.
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