Was zum Teufel sind eigentlich Kryptosporidien???


Kryptosporidien Oozysten
Kryptosporidien Oozysten

Kryptosporidien gehören zu den Kokzidien, nehmen aber eine Sonderstellung ein. Man unterscheidet 24 Arten, die jeweils eine hohe Wirtsspezifität aufweisen. Das bedeutet, dass eine bestimmte Kryptosporidien-Art nur die Lebewesen krank macht, für die sie genetisch angepasst ist. So ist zum Beispiel Cryptosporidium parvum besonders gut an Säugetiere angepasst und führt nur hier zu Infektionen, mit teils starken Symptomen wie z.B. Durchfall und- Erbrechen,...
Auf Grund seiner Spezialisierung ist C. parvum aber keine Bedrohung für Reptilien. Natürlich kann jede Kryptosporidienart jedes Lebewesen befallen, dieses muss aber nicht daran erkranken, sondern scheidet den Parasiten auf natürlichem Wege wieder aus. Andere bekannte Namen von Kryptosporidien sind: Reptilien Aids, Kryptos, C+ oder die lateinische Schreibweise mit ''C'' Cryptosporidien.

Reptilien pathogene (krankmachende) Kryptosporidien:

Die beiden wichtigsten Kryptosporidien-Arten, die für Reptilien lebensbedrohlich werden, sind C. serpentis (Schlangen) und C. saurophilum (Echsen). Leider stehen auch heutzutage keine wirksamen Medikamente zur Verfügung, um infizierte Reptilien behandeln zu können. Auch breiten sich die Erreger schnell von einem infizierten Tier auf den gesamten Bestand aus. So bleibt nur die frühzeitige Diagnose und konsequente Quarantäne betroffener Tiere, um das Schlimmste zu verhindern.

 

Verbreitungsweg:
Der Verbreitungsweg ist einfach erklärt: Hat man ein krankes Tier im Bestand, wird der Erreger über den Umgang/ Kontakt mit dem Tier auf andere Tiere übertragen. Füttern mit 1 Pinzette, Küchenpapier wechseln, gemeinsame Nutzung von Einrichtungsgegenständen (Wasserschale, Wetbox Wechsel von Terrarium zu Terrarium), anfassen der Tiere nacheinander ohne Händewaschen und natürlich der direkte Kontakt von Tier zu Tier oder zum Kot betroffener Tiere. Es reicht auch schon aus, dass ein Futtertier den Kot des infizierten Tieres frisst und man dieses dann an ein anderes Tier verfüttert.

 

Das Tragische daran ist, dass Kryptos durch Züchter, die ihren Bestand infizieren und ihre Tiere dann weiter verkaufen verbreitet wird. Oft sind sich die Händler dessen auch bewusst und nur auf Profit aus. Als Beispiel gelten hier Großzüchter, die ihre Massenzuchtreptilien zu Billigpreisen auf Börsen verkaufen. Gewisse Zoohändler sind hier auch eine Erwähnung wert. Diese kaufen ihre Reptilien von diversen Kleinzüchtern der Region. Hat hier eines C+, wird das Verkaufsterrarium infiziert und alle nachfolgenden Bewohner erkranken ebenfalls daran.

 

Die Kunden möchte ich auch nicht außer Acht lassen denn diese tragen auch Mitschuld an der Verbreitung. Reptilien werden auf Börsen angefasst, gekauft wird als Geburtstagsgeschenk das billigste Tier auf der Börse oder aus Mitleid das arme kleine Geckolein das so krank aussieht. Nachdem dann der ganze infizierte Bestand verstorben oder abgegeben ist, wird das kontaminierte Terrarium verkauft und der Nächste holt sich die Seuche ins Haus.

Oft ist hier leider mangelnde oder falsche Information der Grund oder auch der laienhafte Umgang mit Neuzugängen.

Der Mythos dass Kryptos über die Luft übertragen werden weil sie so klein sind, ist eher unwahrscheinlich. Sie sind einfach nur resistent gegen fast alle Desinfektionsmittel und verbreiten sich dadurch leichter.
Du möchtest Genaueres über die Verbreitungsweise wissen und wie sich Kryptosporidien im Wirt verhalten? Dann klicke HIER

Mythos Heilmittel/ Behandlung:
Mit ein bisschen Internetrecherche, stößt man auf eine Tierarztseite mit einem "Heilmittel". Es gibt aber lediglich ein Medikament, welches die Vermehrung von Erregern mindert, wodurch diese dann nicht mehr ausgeschieden werden. Die Kotproben sind dann negativ, obwohl die Tiere sterbenskrank sind. Die behandelten Tiere leben zwar länger, weil die Symptome verschwinden, aber es gibt definitiv KEIN Heilmittel für Kryptosporidien!

 

So sieht ein infizierter Leo nach kurzer Zeit aus. Nur noch Haut und Knochen das arme Ding.
So sieht ein infizierter Leo nach kurzer Zeit aus. Nur noch Haut und Knochen das arme Ding.

Ein erkranktes Tier stirbt nicht an den Kryptosporidien sondern an den Folgen der Infektion. Oft ist das Flüssigkeitsmangel oder Organversagen durch häufiges Erbrechen und Durchfall und diese Symptome kann man behandeln, solange man schnell reagiert und das Tier noch genug Kraft hat.

 

Nicht jedes erkrankte Tier muss man also gleich einschläfern, auch wenn es durch die Infektion irgendwann dem Tode geweiht ist. Ist allerdings der ganze gesunde Bestand in Gefahr und das neue Tier hatte noch keinen Kontakt, dann sollte man es umgehend in einen infizierten Bestand abgeben oder es einzuschläfern lassen. Jeder Kontakt zum Tier ist eine Infektionsquelle für den gesunden Bestand.


Diagnose/ Feststellung einer Infektion


Karbolfuchsin Färbung
Karbolfuchsin Färbung

Die Diagnose von Kryptosporidien erfolgt in der Regel aus Kotproben heraus und kann auf vier verschiedenen Wegen erfolgen:

  1. Durch eine spezielle Präparation und mikroskopische Untersuchung
  2. Durch Nachweis der Oberflächenstrukturen (Antigene) der Cryptosporidien
  3. Durch Nachweis der Erbsubstanz (DNA) der Cryptosporidien per PCR
  4. Durch die pathologische Untersuchung von Gewebe des Magen-/ Darmtraktes mit den obigen Methoden

Nachfolgend werden diese drei Nachweismethoden kurz beschrieben und ihre Leistungsfähigkeit (Sensitivität und Spezifität) verglichen.

 

Mikroskopische Untersuchung nach Anfärbung mit Karbolfuchsin:

Um Kryptosporidien bei einer mikroskopischen Untersuchung erkennen zu können, müssen sie mit einem speziellen Verfahren angefärbt werden. Dazu eignet sich die Heine-Färbung oder die Ziehl-Neelsen-(ZN)-Färbung. In beiden Fällen wird das Kotpräparat mit Karbolfuchsin behandelt. Dadurch färben sich die Kryptosporidien rot. Bei dem ZN-Verfahren folgt noch eine Gegenfärbung mit Brilliantgrün, was den Hintergrund blau färbt. Auf diese Weise sind Cryptosporidien-Zellen deutlich zu erkennen.

 

Nachweis der Oberflächenstrukturen (Antigene) (LFT, IFAT, ELISA):

Man unterscheidet im Wesentlichen zwischen drei verschiedenen sogenannten immunologischen Verfahren: dem LFT (Lateral Flow Test), dem IFAT (Immunfluoreszenz Antikörper Test), und dem ELISA (Enzyme-Linked Immunosorbent Assay). Für alle drei nutzt man den Umstand, dass Antikörper an ganz bestimmte Molekülsignaturen binden. Im Falle der immunologischen Cryptosporidien-Nachweisverfahren werden Antikörper verwendet, die an bestimmte Bereiche der Oberfläche (Antigene) von Kryptosporidienzellen binden. Diese Antikörper werden entweder im Labor mit Hilfe von Zellkulturen gezüchtet oder sie werden aus dem Blut von Labortieren (Ratten, Kaninchen) gereinigt, welche zuvor mit Kryptosporidien infiziert wurden.

Beim Lateral-Flow-Test werden die Antigen-Antikörper-Komplexe durch einen Teststreifen gesaugt und unterwegs von einem zweiten Antikörper an einer bestimmten Stelle des Teststreifens eingefangen. Da der erste Antikörper farblich markiert ist, wird die Ansammlung der Komplexe durch Ausbildung einer Farblinie auf dem Teststreifen sichtbar.

Beim IFAT tragen die Antikörper eine fluoreszierende Markierung, die mit Hilfe eines Fluoreszenzmikroskops sichtbar gemacht werden kann. Diese Antikörper binden an den Kryptosporidien in entsprechend behandelten Ausstrichpräparaten und sind dann als hell leuchtende Bereiche unter dem Mikroskop zu erkennen.

Ein ELISA wird in kleinen Reaktionskammern, sogenannten Mikrotiterplatten, durchgeführt. Die Antigene binden an Antikörper auf dem Boden der einzelnen Reaktionskammern. Nach mehreren Schritten wird auch hier ein zweiter Antikörper hinzugegeben, welcher an dem vorhandenen Antigen-Antikörper-Komplex bindet. Die Bindung des zweiten Antikörpers wird durch einen Verstärkermechanismus sichtbar gemacht. Meistens ist ein Enzym an den Antikörper gebunden, welches einen Farbstoff bildet.

 

Nachweis der DNA (PCR):

Kryptosporidien enthalten, wie alle anderen Lebewesen auch, die Erbsubstanz DNA, welche die gesamte Bauanleitung der Zellen enthält. Für den Nachweis der DNA wird die sogenannte PCR (Polymerase chain reaction) verwendet. Dazu wird in einem ersten Schritt die gesamte in einer Kotprobe enthaltene DNA extrahiert und gereinigt. Im zweiten Schritt wird mit Hilfe eines Polymerase-Enzyms und kurzen künstlichen DNA-Stückchen ein kleiner Teil der Kryptosporidien-DNA per PCR milliardenfach kopiert. Dieser DNA-Teil wird durch Zugabe eines Fluoreszenzfarbstoffs sichtbar gemacht, der hell aufleuchtet, sobald er sich in DNA einlagert.

 

Gewebeuntersuchung:
Diese erfordert ein totes Reptil, dem eine Gewebeprobe vom Magen/ Darmtrakt entnommen wird. Hier finden sich nämlich die Kryptosporidien Oozysten und diese können mittels den obigen Verfahren nachgewiesen werden. Wird hier ein positiver Test erzielt, ist dieser zu 100% sicher.

 

Leistungsfähigkeit der Methoden:

Die Sensitivität (Empfindlichkeit) und Spezifität (Genauigkeit) der vorgestellten Methoden unterscheiden sich teilweise stark.

Als Goldstandard hat sich der PCR-basierte Nachweis der Kryptosporidien-DNA etabliert. Diese Methode ist die sensitivste und spezifischste von allen und kann theoretisch schon einzige Zelle in der analysierten Kotprobe nachweisen. Die PCR ist auch die einzige Methode, mit der sich die genaue Kryptosporidienart bestimmen lässt. Im Falle eines Krypto-positiven Befundes kann durch Sequenzierung festgestellt werden, ob es sich bei den nachgewiesenen Kryptosporidien um Darmpassanten wie C. parvum handelt oder um eine reptilien-spezifische Art wie C. saurophilum.

 

Die mikroskopische Untersuchung nach Ziehl-Neelsen-Färbung und der immunologische Lateral-Flow-Test weisen beide eine ähnliche Sensitivität auf, welche im Bereich von 40-75% im Vergleich zum Goldstandard (PCR) liegt. Vereinfacht gesagt, wird mit diesen Methoden etwa jede zweite Infektion nicht entdeckt. Diese Methoden erkennen zwar sehr spezifisch Cryptosporidien-Zellen, können aber nicht zwischen reptilien-pathogenen und lediglich darmpassierenden Arten unterscheiden.

 

Die immunologischen Methoden IFAT und ELISA besitzen eine Sensitivität von 50-85% gegenüber der PCR. Damit wird also etwa jede vierte Infektion nicht erkannt. Eine Artunterscheidung ist mit diesen Methoden ebenfalls nicht möglich.

Grundsätzlich muss an dieser Stelle noch erwähnt werden, dass die Leistungsfähigkeit der Methoden in nicht unerheblichen Maße von den Fähigkeiten des Labors (Ausstattung, Personal, Qualitätskontrolle) und den Fähigkeiten der verwendeten kommerziellen Tests bzw. Testkomponenten abhängt, wie bei den Antikörper-basierten Methoden und der PCR.

 

Die nachfolgende Tabelle fasst die einzelnen Methoden zusammen und stellt diese den relativen Kosten gegenüber.

Methode Empfindlichkeit Genauigkeit Kosten Bemerkung
Karbolfuchsinfärbung 40-75% Hoch Niedrig  
LFT 40-75% Hoch Niedrig  
IFAT 50-80% Hoch Mittel  
ELISA 50-80% Hoch Mittel  
 PCR 100% Sehr Hoch Hoch Bestimmung der Kryptosporidien Art (Stamm) möglich
Gewebeprobe 100% Sehr Hoch Hoch Diagnose wird mit obigen Testverfahren durchgeführt

Wie vermeide ich es, mir Kryptosporidien einzufangen?


Durch folgende Vorsichtsmaßnahmen vermeidet man das böse Erwachen:

  • Keine Futterinsekten aus zweifelhaften Quellen kaufen (Großzüchter wie Bugs International, Kerf usw. werden kontrolliert!)
  • Keine Billig- Leos von Massenzüchtern, Messekäufe, Zoohandel und lasst die Finger von Mitleidskäufen.
  • Lasst euch aktuelle und negative Tests von den Zuchttieren zeigen (ein sauberer Züchter wird diese gerne vorzeigen).
  • Fahrt beim Züchter vorbei und guckt euch dessen Bestand und Haltung an.
  • Keine gebrauchten Terrarien und Dekoartikel erwerben!
  • Quarantäneutensilien von neu gekauften Tieren regelmäßig abkochen, abbacken, desinfizieren.
  • Quarantäne korrekt und in einem separaten Raum, getrennt vom vorhandenen Bestand durchführen.
  • Einweghandschuhe bei jedem Kontakt mit Neuzugängen, Desinfektionsmittel (auch bei Börsenbesuchen), separate Pinzetten,...
  • Immer zuerst das Bestandstier, dann der Neuzugang und das bei jeder Fütterung, bei jeder Reinigung, bei jedem Umgang mit den Tieren.
  • Lasst das Züchten sein wenn Ihr nicht mindestens 2x einen negativen Krypto Befund vorzuweisen habt.
  • Züchtet nur, wenn ihr euch selbst an diese Regeln haltet
  • Kauft/ nehmt keines eurer Tiere zurück wenn einer eurer Kunden aufhören möchte. Das ist manchmal schwer aber muss sein.
  • Kein Anfassen von fremden Tieren auf Börsen!
  • Ein guter Züchter wird euch vor und nach dem Kauf gerne beraten und hört nicht plötzlich damit auf, wenn der Reibach gemacht ist.

Achtet einfach auf die gegebenen Tipps im Text und ihr reduziert euer Risiko massiv.

Näheres hierzu könnt ihr HIER und HIER oder HIER nachlesen.


Noch ein Wort von meiner Seite dazu: Schützen kann euch keiner so wirklich vor Kryptosporidien.

Auch der allerbeste und sauberste Züchter kann sich morgen ein infiziertes Tier kaufen und seinen Bestand trotz pingelichster Hygiene-/ und Quarantänemaßnahmen anstecken. Manchmal sind 2 oder 3 Tests während der Quarantäne negativ, das Tier wird nach Monaten als vermeintlich gesund zum Bestand gesetzt, verpaart und nach der Eiablage nimmt es plötzlich ab und zeigt sein wahres Gesicht.

 

Hier eine wahre Geschichte:

Eine befreundete und damals sehr bekannte Züchterin hat sich 2012 von einem anderen sehr bekannten Züchter aus dem EU Ausland ein Weibchen gekauft. Nach mehreren Monaten im Rack sowie 2 negativen PCR Tests und einer Winterruhe, hat das Weibchen nach der Verpaarung im Folgejahr stark abgenommen. Ein erneuter PCR Test brachte ein positives Ergebnis. Das Tier saß mit einem weiteren Weibchen in einer Rackbox und durch das Handling und Umsetzen untereinander haben sich insgesamt 6 andere Tiere angesteckt, der Rackhaltung sei Dank, nicht alle. Der finanzielle Schaden war trotzdem enorm. Jedes der über 40 Zuchttiere und Nachzuchten musste separiert und mehrfach via PCR getestet werden.

 

Für die gesunden Tiere galt es schnellstmöglich ein neues zu Hause zu finden, damit sie sich nicht ansteckten. Noch schwerer war es für die erkrankten Tiere ein neues zu Hause zu finden, möglichst bei jemandem mit C+ Erfahrung, sprich jemand, der bereits erkrankte Tiere hatte.

Das Schlimme war, es meldeten sich tatsächlich Leute, die diese wertvollen Zuchttiere gratis haben wollten um damit zu züchten...

 

 

PS: Ein positiver Befund mag für einen Züchter das Ende seiner Ära bedeuten aber geht man richtig damit um, ist es kein Weltuntergang.

Entweder man tut etwas Gutes und nimmt an Kryptosporidien erkrankte Reptilien auf oder man vermittelt die Tiere in C+ erfahrene Hände, vernichtet alles Zubehör und fängt nach 2-3 Jahren komplett neu an.